Geschichte unserer Gesellschaft

Mit dem Einmarsch französischer Truppen 1798 in die Schweiz endeten die Zeiten des Ancien Régime in Basel. Die neue Staatsform brachte mit der so genannten Helvetik viele Veränderungen. In diesen Tagen entstand im alten Kirchsprengel von St. Leonhard im August des Jahres 1800 die heute letzte überlebende Tragbruderschaft.

Sehr wahrscheinlich wurde sie von Melchior Nörbel gegründet, der bis 1828 als Vorsteher der Begräbnisgesellschaft Basel / Traggesellschaft Gerbergasse wirkte. In der Gesellschaft vereinigten sich Männer rund um St.Leonhard mit der Absicht den Mitgliedern bei deren Tod eine würdige Bestattung zu sichern.

Die ältesten erhaltenen Statuten stammen aus dem Jahr 1829. Die Zahl der so genannten Tragbrüder war früher auf 50 beschränkt. Heute liegt sie bei 60 maximal Mitgliedern. Beitreten konnten unbescholtene Bürger und Einwohner des Kirchsprengels von St.Leonhard, die das 50. Altersjahr noch nicht erreicht hatten.

Trat ein Todesfall innerhalb der Gesellschaft ein, stellten die Tragbrüder im Zuge einer "Begräbnistour" die Sargträger. Für den Weg vom Leidhaus zum Friedhof wurde der Sarg mit dem kunstvollen Bahrtuch der Gesellschaft bedeckt. So erlangte auch der schlichteste Sarg einfachester Leute würdevollen Glanz.

Die Trag- und Begleitpflicht der Tragbrüder schloss auch Ehefrauen und Witwen mit ein, wenn für diese die Beträge bezahlt wurden. Kinder von Mitgliedern waren von dieser Taxe befreit. Im Todesfall wurden sie für Gottes Lohn zu Grabe getragen. Die Kindesterblichkeit war damals dramatisch höher als heute.

Als die Stadt Basel im Jahr 1868 eine neue Begräbnisordnung einführte, wurde das Bestattungswesen neu geregelt. Auch kam immer öfter der Leichenwagen zum Einsatz. Die Traggesellschaft verlor ihren altes Ausgabenbereich, doch lebt bis heute fort, Bahrtuch, Sterbegeld, Gesellschaftsmarsch und Tragbrüderchörli.

 

Zum Jubiläum der Begräbnisgesellschaft im Jahr 2000 wurde zu St.Leonhard eine historische Bestattung inszeniert, wie sie im 19. Jahrhundert ein gängiger Anblick in den Gassen war.